(C) 2010-2023 Dr. Heinz Czapla
Photography - AudioVision
Heinz+Helga Czapla
Fotografieren + Schreiben
Vorgeschichte Seit den Anfängen der Fotografie ist diese auch mit Schreiben verknüpft. Bilder mussten nummeriert, beschriftet und katalogisiert werden. Sobald Bilder in Alben verwahrt wurden, kamen mehr oder weniger detaillierte Beschreibungen von z. B. Zeit, Ort, Situation und eventuell abgebildeten Personen hinzu. Das hat sich im digitalen Zeitalter kaum verändert, wenn auch die Digital-Camera und der Computer gern genutzte Hilfestellung leisten. Über diesen Aspekt des “Schreibens”, der zugegebener maßen nicht das Schreiben in Sinne des vorliegenden Kapitels sein soll, haben wir bereits an anderer Stelle berichtet. Der Anspruch an die Qualität des Geschriebenen steigt in dem Maße, wie die Präsentation von Bild und Text immer unabhängiger von der persönlichen Anwesenheit des Fotografen oder Autors wird. Beim Betrachten eines Familienalbums werden die verbalen Informationen durch das spontane Erzählen der Geschichte weitergegeben. Die Beschriftung ist - ebenso wie die Bilder - eher ein Stichwortgeber für den Erzählenden. Dagegen steht ein Bildband in einer Bücherei für sich ganz allein. Informationen und Emotionen, die der Text - in Zusammenhang mit den Bildern - nicht geben bzw. nicht wecken kann, bleiben in Bezug auf diesen Leser für immer nicht gegeben bzw. für immer nicht geweckt. Ganz ähnlich ist es mit der Audio-Vision. In der einfachsten Form ist diese eine Vertonung von Bildern mit geeigneter Musik. Bilder sind heute oft mit Videos aufgelockert. Dieser Grundform können sich weitere Ebenen überlagern, wie z.B. -- eingeblendeter Text -- eingeblendete Sprache -- eingeblendeter Original-Ton (auch unabhängig von Video) -- Live-Sprache -- Live-Musik -- Live-Video Alle Ebenen können auch gemischt werden. Keine der genannten Ebenen stellt einen besonderen Wert an sich dar. Ihre Bedeutung ergibt sich im Einzelfall lediglich aus dem Kontext der Anwendung. Nachfolgend wollen wir uns den Aspekten von Text in Fotoalben und Bildbänden widmen, ebenso auch den Aspekten von Text und Sprache in Audio-Visionen. Texte in Bildbänden und vergleichbaren Medien Ein Bildband kann sich zwischen zwei Extremen bewegen. Einerseits kann er sich aus nur einem Einzelbild und einem auf dieses Bild bezogenem umfangreichen Text bestehen. Anderseits kann sich das Buch auch aus sehr vielen Bildern mit jeweils nur z.B. einer kurzen Titelzeile und ohne jedwedem weiteren Text zusammensetzen. Die Wirklichkeit liegt meistens von Fall zu Fall irgendwo dazwischen. Auch inhaltlich liegt ein Bildband zwischen zwei Extremen. Einerseits könnte er nur reine Emotionen transportieren, andererseits nur reine Informationen. Reine Emotionen werden z.B. bei einer Beschränkung auf Bilder mit abstrakter Titelzeile geweckt, etwa ‘Bild 314’. Als Beispiel für reine Information kann man sich den bebilderten Katalog eines Schraubenherstellers vorstellen. Wie zu erwarten, geschieht oft beides: Gleichzeitig werden Informationen mitgeteilt und Emotionen geweckt. An der Vermittlung von Informationen und Emotionen können Bild und Text in gleicher Weise beteiligt sein. Es ergibt sich, dass ein schriftstellerisch bearbeiteter Bildband meist auch eine Mischung aus Emotion und Information ist. Dem kann man als Autor fast nie ausweichen, ja es ist einer der Vorteile dieser Darstellungsweise. Beste Beispiele liefern bebilderte Reiseberichte oder ähnliches im weitesten Sinne - ob in der realen Welt oder auch im Bereich der Fantasy. Bild und Text ergänzen sich und führen den Leser und Betrachter in die dargestellten und beschriebenen unbekannten Verhältnisse. Umgekehrt befindet man sich bei der Kombination von Bildern und Gedichten schnell auf abschüssigem Gelände. Gedichte sind in ihrer Art eine solche Verdichtung von Sprachwelten, dass die durch sie geweckten Emotionen die Bilder gewöhnlich immer erdrücken. Anders gesagt, die Bilder erscheinen dann nicht adäquat. Kombiniert man trotzdem, so hinterbleibt beim Leser und Betrachter oft ein unbefriedigendes Gefühl. Die Bebilderung eines Gedichtbandes gelingt also meist nur mit wirklich starken Bildern. Bildchen aus Datenbanken im Internet führen da eher nicht zum Ziel. Wenn Bild und zugehöriger Text immer auf derselben Seite oder Doppelseite angeordnet sind, muss der Text kurzgefasst sein. Dies kann durchaus erzieherisch auf den Autor wirken, weil er sich auf das Wesentliche konzentrieren muss und kaum abschweifen darf. Vorteilhaft ist auch, dass der Leser durch die örtliche Nähe von Bild und dazugehörendem Text die Zusammenhänge und Wechselwirkungen leichter und besser erfassen kann. Werden Bilder und Texte in unterschiedlichen Teilen des Bildbandes angeordnet, so sind sie letztendlich entkoppelt. Die gedruckte Größe der Bilder kann variieren, ebenso die Länge der zugehörigen Texte. Diese Form findet man häufig, weil Einsatz und Ausnutzung der Papiere am Ende kostengünstiger sein kann. Allerdings kann man nicht verhindern, dass der Leser nur die Bilder betrachtet und den Text weniger würdigt - oder umgekehrt. Die Wechselwirkung von Bild und Text ist also oft nicht so direkt, wie vom Autor vielleicht gewünscht. Dafür muss der Autor den Text nicht aus formalen Gründen kürzen oder auf dieses oder jenes Bild verzichten. Wenn ein signifikanter Teil der Texte keine Entsprechung mehr in den Bildern findet, haben wir den Übergang vom Bildband zum bebilderten Buch bereits hinter uns. Das ist fraglos auch ein interessantes Thema, gehört aber nicht mehr in den Bereich ‘Fotografieren und Schreiben’. Texte in Audio-Visionen In dem Medium Audio-Vision (AV oder HDAV) können Texte entweder in Schriftform eingeblendet oder in Sprachform vorgetragen werden. Eingeblendete Texte sollten sich auf Überschriften und Einzeiler beschränken. Zuschauer können nicht gleichzeitig Textabschnitte lesen, ein Bild betrachten und dazu noch Töne sinnvoll wahrnehmen. Wenn wir nachfolgend von ‘Text’ reden, meinen wir die Grundlage des sprachlich Vorgetragenen. Im einfachsten Fall gehört zu jedem Bild der AV ein bestimmter Text. Da die Standzeit des Einzelbildes optimaler Weise nicht kürzer als 3 Sekunden und nicht länger als 6 Sekunden sein sollte, ergibt sich daraus auch der Rahmen der zur Verfügung stehende Länge des Textes für das Einzelbild. Wenn man es mal ausprobiert, stellt man fest, dass es wenig genug ist, um überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Der Anfänger macht oft den Fehler, seine AV zeitlich zu lang anzulegen. Nicht umsonst sind im Fernsehen Reiseberichte und andere Erörterungen von gegebenen Themen auf eine maximale Länge von 45 Minuten beschränkt. Nach dieser Zeit lässt die Aufmerksamkeit auch eines interessierten Zuschauers erfahrungsgemäß deutlich nach. Natürlich gibt es begnadete Vortragende, die einen Saal auch zwei Stunden lang fesseln können. Aber mal ehrlich, wer hat schon solche Themen? Die Aufmerksamkeit im Kreis von Familie und Freunden oder im Verein schwächelt normalerweise bereits nach einer Viertelstunde. Mit einer diesen Zeitraum nicht wesentlich überschreitenden AV wird man in guter Erinnerung bleiben und auch in Zukunft gerne wieder besucht oder eingeladen werden. Live eingeblendete Interviews, Video-Sequenzen oder musikalische Darbietungen gehören wegen der zu erwartenden größeren zeitlichen Dauer eher nicht zu unseren Zielvorstellungen, sind aber im Einzelfall denkbar. Daraus ergeben sich vorab schon mal drei Schlussfolgerungen: (1) Der Text muss schriftlich fixiert werden, um ihn in der knappen Zeit korrekt vortragen zu können. (2) Der Text sollte in der AV enthalten sein, um angesichts der Freunde und Besucher keine geistige Schwerarbeit leisten zu müssen. Sie sind mehr dankbar für ein gelungenes Mahl und ein gutes Getränk. Und nicht zuletzt kann man die AV auch allein schauen und hat dann selbst das Erlebnis, dass sonst nur die anderen gehabt hätten. (3) Die AV sollte nicht zu lang sein, 3 bis 15 Minuten reichen aus. Man kann auch das ganze Material in mehrere thematisch geordnete 15-Minuten-Happen teilen, die nach Bedarf gezeigt werden können (3 mal 15 Minuten sind auch eine Dreiviertelstunde). Bei einer Standzeit von 6 Sekunden benötigt man für 1 Minute AV cirka 10 Bilder, für 15 Minuten also 150 Bilder. Bei einer gut gestalteten AV sind es für 15 Minuten vielleicht 200 bis 300 Bilder. Für 45 Minuten sind also grob geschätzt 900 Bilder vonnöten, selbstredend nur wirklich gute Bilder und keine Doubletten. Text für eine Vortragszeit von 15 Minuten hat eine Länge von ca. 20000 Zeichen (einschließlich Leerzeichen). Dies ist nicht wirklich viel, aber mehr als man zunächst meint. Es ist sehr sinnvoll, die Bilder thematisch zu sortieren. Oft hat der tatsächliche zeitliche Ablauf nicht die große Bedeutung, da der Zuschauer ja nicht dabei war und andere Prioritäten für ihn oft logischer erscheinen. Man kann dann im Vortrag ein Thema über mehrere Bilder laufen lassen und gewinnt damit mehr Zeit für diesen Text. Umgekehrt, wenn die Bilder zwar wunderschön sind, aber einem kein Text dazu einfällt, ist es auch eine gute Idee, nur Musik oder Originalton zu unterlegen. Der Zuschauer ist für eine Pause im Wortschwall dankbarer als man vermutet. Apropos Musik. Zur Vertonung eignet sich in den allermeisten Fällen ausschließlich Instrumentalmusik. Gesang passt selten wirklich zum Thema einer AV und lenkt von den Bildern ab, d.h. Gesang schwächt das visuelle Erlebnis, anstatt es zu unterstützen. Noch fataler wird es, wenn der Gesangsvortrag in einer Fremdsprache stattfindet, der man selbst nicht mächtig ist, sich aber ein Muttersprachler im Auditorium befindet. Die einzige Ausnahme besteht, wenn der dargebotene Gesang bzw. der entsprechende Künstler selbst Thema der AV ist. Aber selbst, wenn man sich auf Instrumentalmusik beschränkt, so sollte man Gassenhauer vermeiden. Man kann sagen, das alle solche Musik, die ein Zuschauer kennen könnte, meistens ungeeignet ist. Dies, weil der Zuschauer in Bezug auf diese Musik bereits emotional geprägt ist. Er wird abgelenkt und es ziehen andere Bilder vor seinem inneren Auge auf, anstelle der Bilder der AV. Auch Originalton ist nicht ganz unproblematisch, wenn es sich um die Unterlegung von statischen Bildern handelt. Es soll nur der singende Vogel erwähnt werden, der auf dem Bild nicht den Schnabel bewegt. Ein anderes Beispiel ist das im Ton vorbeifahrende Auto, das auf dem Bild aber anscheinend stillsteht. Also auch hier muss man das vorliegende Material kritisch bewerten um Widersprüche zu vermeiden. Der Text selbst besteht am Besten aus kurzen, prägnanten Sätzen. Schachtelsätze sind unbedingt zu vermeiden. Der Zuschauer muss den Text beim ersten Hören verstehen. Er hat keine Möglichkeit zurück zu blättern und noch einmal zu lesen. Er hat auch keine Möglichkeit, den Vortrag anzuhalten und über das Gehörte gründlich nachzudenken. Der Text sollte also einfach sein und leicht zu begreifen. Namen und Zahlen, die der Zuschauer doch nicht behalten kann, sollte man gleich weglassen. Das strafft den Vortrag. Namen prägen sich besser ein, wenn sie öfter wiederholt werden. Zahlen werden vorteilhaft durch Vergleiche ersetzt, z.B. ‘ein Viertausender’ statt ‘4327 Meter’ oder ‘ist in N-S Richtung etwa so groß wie Hessen’ statt ‘450 Kilometer’. Ansonsten sollte man den Text so schreiben, wie man ihn frei sprechen würde. Das wirkt authentisch, ist mitreißend und nicht gekünstelt oder langweilig. Das leidige Copyright Sobald man seine AV nicht ausschließlich im heimischen Wohnzimmer zeigen möchte, sind das Recht am eigenen Bild, das Copyright, die GEMA und manches mehr zu beachten. Es gibt keinen anderen von der Öffentlichkeit abgeschlossenen Raum. Auch das völlig abgelegene Hinterzimmer einer Gaststätte ist in diesem Sinne ‘öffentlich’, da jederzeit ein anderer Gast seinen Kopf zur Tür hereinstecken kann. Ähnliches gilt es bei der Veröffentlichung eines Druckwerkes zu bedenken. Die ganze Thematik ist sehr unübersichtlich und soll und kann hier nicht ausführlich diskutiert werden. Trotz allem sollte man sich aber den Spaß an der Freude nicht verderben lassen. Wichtig ist, sich über die Probleme bewusst zu sein und je nach Anwendungsfall die gesetzlichen Vorgaben zu beachten.